Langstrecke geht – Eine Woche Italien im April

Es klang ja bereits an, wir haben die Osterwoche in Ligurien verbracht. Ein Trip, der auch im Blick auf die Ersterfahrungen als EV-Driver ereignisreich war.

Doch von vorn. Die Vorfreude war riesig, schließlich waren die Temperaturen bei der Abfahrt noch frostig, während uns am Ziel annähernd 20° C erwarteten. Der geplante Start für die knapp 900km war für 8:00 Uhr geplant, vor allem, um zu einer verträglichen Zeit den Wohnungsschlüssel in Empfang zu nehmen. Tatsächlich waren wir bereits vor 7:00 Uhr mit einem vollgeladenen Akku auf der Strecke. Es sollte sich zeigen, dass das eine ziemlich weise Entscheidung war.

Über das entspannte Dahingleiten im ID4 muss man ja nicht viel sagen. ACC aktiviert, 120km/h gewählt und dann aufmerksam bleiben, während das Auto einen Großteil der Aufgaben übernimmt.

Die erste Grobplanung mit „A better Routeplanner“ sagte einen ersten Ladestopp in Rastatt, einen zweiten kurz vor der Schweizer Grenze und einen dritten hinter dem Gotthardtunnel voraus. Da wir (wohlweislich) nicht leer ankommen wollten, haben wir einen vierten Stopp hinter Mailand erzwungen, um mit mindestens 30% SoC am Ziel anzukommen.

Um es kurz zu machen: Der erste Stopp war bereits in Bruchsal fällig. Die Rastanlage dort war bei Einweihung sicher mal ein Idyll. Mit einem kleinen Teich, Hotel und Tagungsstätte usw. Mit geschätzten 20-30 Jahren auf dem Buckel und einem stetig gewachsenen Verkehrsaufkommen bot das ganze dann einen nicht sooo netten Anblick. Die am WE gestrandeten LKW standen kreuz und quer, der Weg um den Weiher war erkennbar voller Müll und (etwas verborgen) auch zum Trucker-Klo mutiert. Forstarbeiten hatten den Weg zudem noch in Mitleidenschaft gezogen, so dass das „Naherholungsgebiet Rastplatz“ hier nicht so wirklich funktionierte. Aber immerhin: Bis zum heutigen Tag wurden mir die geladenen KWh dort nicht in Rechnung gestellt.

Dann weiter der Sonne entgegen bis zum nächsten Halt am Autohof Bremgarten. Schon der zweite EON Lader funktionierte und das sogar recht schnell, so das wir nur noch eben die Vignette für die Schweiz und eine zusätzliche Warnweste erwerben brauchten, um bestens gerüstet das Land der Eidgenossen zu erreichen.

Spannend wurde es dann kurz vor dem Gotthard-Tunnel. Es zeigte sich, das das Navi im ID4 die Geographie (und das eigene Sicherheitsbedürfnis) nur unangemessen berücksichtigte. Der Ladestopp am Rastplatz Gotthard Süd war immer unumstritten. So sprach auch das Navi. Allerdings. Wenn du zehn Kilometer vor dem Tunnel in einen Stau gerätst, der bergauf geht und du Schritt für Schritt deine Restreichweite schwinden siehst…

…dann ertappst du dich plötzlich dabei, wie du die genaue Länge des Tunnels googelst! Und die Klimaanlage mal ausschaltest… Aber es ging natürlich gut. Und es reichte locker. Bei aller Konzentration haben wir nur die Raststätte verpasst und landeten frustriert an einer Tankstelle dahinter, die keine angemessene Schnellladung ermöglichte, weswegen wir todesmutig dann bis Bellinzona Nord weitergefahren sind. Bergab wuchs die Reichweite dank Rekuperation beständig an, so dass wir wieder mit Ruhepuls die Ionity-Säulen erreichten, von denen die beiden freien allerdings nicht funktionierten. Dankenswerterweise gab es eine Alternative.

Dann kam (nach einem weiteren Stau an der Grenze) Italien. Das Land, in dem Elektromobilität noch nicht wirklich angekommen ist. Schnellader auf Autobahnparkplätzen? Fehlanzeige: Einzig die Tesla Supercharger, die es vor Jahren schon gab, waren nach wie vor vorhanden, aber auch nicht mehr. Den notwendigen letzten Stopp (s.o.) fanden wir in Gestalt einiger Ionity-Säulen bei einem McDonalds in Binasco. Dazu mussten wir allerdings erstmal von der Autobahn runter und durch die Zahlstelle raus (und später wieder rein). Mit der WeCharge Karte war dort bizarrer Weise nichts zu holen, so dass wir den gleichen Strom 20ct teurer mit der ADAC/EnBW-App bezahlten. Aber wir kamen an und fanden uns nach 14 Stunden in unserem Quartier ein.

Vor Ort in den ligurischen Städtchen und Dörfern gab es dann jeweils eine kleine Zahl von AC-Ladesäulen. Zugegeben, wir waren da vielleicht etwas blauäugig, weil unsere App sie uns als mögliche Ziele zeigte, doch in der Realität funktionierten 3 von 10 der getesteten Ladestellen. Defekte Säulen, nicht erkennbare Displays, nicht öffnende Steckerverriegelungen, die Bandbreite war groß. Entscheidend war aber: Wir fanden immer irgendwie Anschluss. Bei Lidl sogar mal kostenlos. Es gehört aber zur Wahrheit, dass das ständige Suchen nach Strom ein wenig genervt hat. Zumal das Finden einer funktionierenden (Einzel-)Säule oft hieß, dass es andere uns schon gleichgetan hatten und die vermeintlich „freie Säule“ doch belegt war. In Genua hat uns die (notwendige) Suche dann auch mal eine Stunde gekostet.

Die Rückfahrt war dann schon fast von Souveränität und Ausgebufftheit geprägt. Fast! Der erste Ladestopp sollte wieder Bellinzona sein. Das dortige Marché war für das Frühstück eingeplant. Die Reichweitenwarnung kam allerdings früher, so dass wir bereits 30km eher abgeleitet wurden. Nur um zu sehen, dass uns just in diesem Moment jemand zuvor gekommen war und die einzige Ladesäule besetzte.

Also allen Mut zusammengenommen und mit 50 km Restreichweite auf die Autobahn zurück um die verbleibenden 30 km zu bewältigen. Im Hinterkopf: Ging es nicht irgendwann krass bergauf? Es blieb einigermaßen flach, diesmal klappte auch Ionity, das Frühstück war lecker und die Schweiz zeigte sich fortan von ihrer besten Seite. Keine ernstzunehmenden Staus und bestes Wetter. Übrigens: Nördlich des Gotthards gibt es Ladeparks auf gefühlt mindestens jedem zweiten Parkplatz(!). So richtig mit mehreren Säulen und Dächern. Selbst da, wo es nicht mal für ein WC Häuschen gereicht hat. Nach der Erfahrung in Italien ein Traum. Den wir allerdings nicht in Anspruch nehmen mussten.

Wir hielten nochmal in Bremgarten und ganz kurz in Bensheim (Aral Pulse) und schwupps, waren wir nach 11 1/2 Stunden auch schon wieder zuhause.

Aprilscherz im Schnee, Navi-Fails und Winter-Goodies

Meine erste wirklich längere Dienstreise mit dem ID4 führte mich am 1. April über Thüringen nach Bayern. Business as usual, eigentlich. Aber an diesem 1. April doch ein besonderes Erlebnis. Ja, es war ein Temperatursturz angekündigt. Aber dass mich das Nachbarbundesland gleich mit einem verspäteten Winter-Wonderland empfing, hatte ich nicht erwartet. Auf der A4 Richtung Dresden starker Schneefall, Eisglätte und eine Reihe von Unfällen vor und hinter mir auf der Autobahn.

Für mich als frischer EV-Fahrer bedeutete Wintereinbruch aber noch etwas anderes: Salopp ausgedrückt: Vergiss, was du geplant hast und lass dich überraschen, wo du (überall) laden wirst. Denn bei kalten Temperaturen macht sich der ID4 Akku schlicht die Heizung an. Und die hat es in sich. Über den Daumen leistet sie soviel, wie unser Kaminofen zu Hause. Mit (nicht) überraschenden Auswirkungen auf die Routenplanung.

Aber von vorn: Über Nacht war ich mein ID4 an meiner Wallbox. Hatte den Zielwert SoC 100% gewählt, die Ladegeschwindigkeit reduziert, eine Abfahrtszeit programmiert und wohlweislich die Stand-Klimatisierung eingeschaltet. Erste Überraschung des Tages: Die Berechnung der Auto-Software hat versagt. Das Auto war zwar wohl temperiert, aber der Akku war über 82% nicht hinaus gekommen. An eine One-Stopp-Strategie war folglich nicht zu denken. Statt in Bayern auf der A9 zu laden, wurde es schon vor Erfurt Zeit für einen Boxenstopp in Ichtershausen. Angesichts des starken Schneefalls war eine Kaffeepause aber auch ganz passend (auch wenn der (Filter-)Kaffee dort keine Offenbarung war). Ein ganz anderes Phänomen kannte ich bis dahin nur von einem Kollegen im Seat Taracco. Ein paar Flocken Schnee und die Radar-Sensorikt fiel aus. Von einer auf die andere Sekunde fiel das heißgeliebte ACC aus und der Fahrer musste wieder auf das einst gelernte zurückgreifen. So sah das dann aus:

Die ganze Front war zu einer Eisplatte gefroren. Nur ein winziger Lichthauch der Hauptscheinwerfer durchdrang den weißgrauen Vorhang andeutungsweise. Ärgerlich: Anders als beim Verbrenner bestand keine Aussicht auf Besserung bei fortgesetzer Fahrt, da sich unter der Haube ja nun mal nichts erwärmen konnte. Und eine Sensor-Heizung gibt es bisher auch nicht, so dass Handarbeit angesagt war. Witterungsbedingt war auch die Ladezeit nicht sonderlich sportlich, so dass dafür auch genügend Zeit blieb. Indes von Dauer war diese Maßnahme nicht, denn nach weiteren Minuten auf der Autobahn fiel die „Sensorsicht“ erneut aus.

Dank umsichtiger Planung erreichte ich mein Ziel mit zwei Ladestopps trotzdem pünktlich und nun verstehe ich, warum das Thema „optimierte Winterperformance“ beim Anstehenden Softwareupdate auf die Version 3.0 ganz oben auf der Liste steht/stand. Ich bin jedenfalls gespannt (auch wenn es hoffentlich noch Monate dauert, bis ich das nächste Mal im Schnee fahre.

Zwischenzeitlich hatten wir allerdings nochmal Schnee. Über Nacht war das Auto in Rheinhessen von einer Schneeschicht überzogen, die am morgen zu einer Eiskruste mutiert war. Frei nach dem Motto, wer Akku hat der kann, schaltete ich die Frontscheibenheizung ein und in Sekunden löste sich die Eisplatte von der Scheibe und war in einem Stück vom Fahrzeug gefegt. Nice!

Kennt ihr den Begriff Strom-Schnorrer? Was sich dahinter verbirgt, lernte ich auf dem Rückweg aus Osthofen kennen. Es gibt eine Reihe von Supermärkten, die ihren Kunden kostenlose Lademöglichkeiten anbieten. Meist sind es AC-Lader die max. 22KW Ladeleistung bereitstellen, manchmal aber auch Schnellladesäulen zwischen 40 und 150 KW. Das ist nett und etwas, was man mal mitnehmen kann, wenn es auf dem Weg liegt und man eh noch einkaufen muss.

Peinlich wird es, wenn man ein 100.000€ Elektrofahrzeug fährt und für den Einkauf von drei Flaschen Mineralwasser und einer Tiefkühlpizza satte 50 Minuten die Säule blockiert und nach dem abgeschlossenen Einkauf UND einer Rückgabe des Einkaufswagens in Rekordzeit von 5 Minuten sich auch mit 98% SoC nicht zufrieden gibt und den wartenden nächsten Kunden (die Säule war von vorn und hinten ansteuerbar) weitere Minuten Geduld abverlangt. Ach ja, dass ist Strom-Schnorren.

Aber ich wollte ja über die Macken der Navigation beim Softwarestand 2.3 schreiben. Inzwischen verbringe ich eine Woche Urlaub in Italien. Die 900km hierhin waren freilich mit einigen Stopps begleitet. Wenn man stumpf sein Ziel ins Navi tippt (oder besser: seinem ID4 sagt, wohin man möchte), dann navigiert einen das Auto bei einer Restreichweite von <100km irgendwann an irgendeine (Schnell-)Ladesäule, was im Zweifel auch ein mit 50KW sein kann und einen entsprechend langen Aufenthalt beschert. Kurios dabei: Wenn man zuvor einen Berg herab fährt, kann es passieren, dass die Ladesäule spontan übersprungen wird und nicht mehr angezeigt wird (War mir mal passiert, weswegen ich ein Workaround gewählt habe und manuell „hier laden“ angemarkert habe. Mit dem Ergebnis, dass mir ein bereits passierter Ladestopp auch weiterhin angezeigt wurde und ich mich 100 km später über den fortgesetzten Versuch wunderte, mich immer wieder von der Autobahn abzuleiten um zurück zu fahren. Das ist nicht wirklich hilfreich, aber wohl auch ein Feature, dass in der anstehenden Überarbeitung der Software besser gelöst ist.

Ich hatte für die Planung die Webseite A better Routeplanner ausprobiert und ausgehend von den eingegebenen SoCs am Start und am Zielort eine optimierte Routenplanung zusammenbastelt. Das geht ganz gut, zumal dabei auch Fahrzeug und die Topographie berücksichtigt wird. Seltsam dabei war nur, dass ein Ladestopp (auf der italienischen Autobahn) dann jenseits der Mautstelle lag, so dass der Checkout und erneute Checkin notwendig wurde. Das mag aber vor allem dem Umstand geschuldet sein, dass in Italien Elektro-Mobilität noch ein vollkommen untergeordnetes Thema zu sein scheint. Zwar sind in den Städten (zumindest in Genua) die Ladepunkte heiß umkämpft, aber es gibt auch kaum welche. Auch Schnellladesäulen sind eine echte Rarität in Ligurien. Wenn man es weiß, kein Problem.

Achja, Ligurien: Ein Phänomen hier ist die Topographie. Es geht von Meereshöhe schnell auch mal ein paar Meter in die Höhe. Bei bestimmten Zielen im Hinterland auch mal bis auf 1000m und mehr. Hier habe ich meinen bisherigen Rekuperationsrekord aufgestellt. Aus den 174km Restreichweite auf dem Mt. Beigua wurden bis ins Tal zurück wieder wundersame 254km. Und die Streck dahin war auch noch 20km lang. (Natürlich war der „Verbrauch“ auf dem Hinweg entsprechend, aber erklär das mal einem Dieselfahrer).

Weil es zum Italien-Trip noch mehr zu erzählen gibt, hier ein eigener Post dazu…

Erste Fahrten, das Phänomen „Reichweitenangst“ und Auffälligkeiten

Wer sein Auto in Berlin abholt und in Mittelhessen wohnt, hat seine erste Langstrecke natürlich unaufschiebbar auf dem Zettel. Anders als beim Diesel-Passat, bei dem der mitgelieferte Tankinhalt kaum bis zur Stadtgrenze reichte, war der Akku des ID4 tatsächlich voll geladen. Und weil ja noch keine Strecken gefahren wurden, zeigte die „Restreichweite“ optimistische 48X Kilometer an, so dass theoretisch einer Heimfahrt ohne Boxenstopp nichts im Wege stand. Das das nur eine theoretische Überlegung war, hatte ich mir im Vorfeld bereits angelesen. So wählte ich auch erst gar nicht den Weg über Magdeburg & Braunschweig (der ein paar Kilometer kürzer ist, aber mit ein paar Baustellen unberechenbare Risiken birgt), sondern vertraute mich der Routenführung des Navis an. Eine zweifelhafte Entscheidung, wie sich zeigte. Über die A9 Richtung Hermsdorfer Kreuz und dann auf die A4 Richtung Eisenach fahre ich ja öfter, aber diesmal ging es mitten durch das verstopfte Halle, über Landstraße dann auf die A72 und dann…

…war der Akku zum ersten mal leer. Noch bevor ich die A4 bei Erfurt wieder erreichte, meldete sich der Reichweitenwarner und lud mich freundlich ein, über einen Ladestopp nachzudenken. Offen gesagt: Das ist auf der A72 gar nicht soooo einfach. In Sömmerda gab es dann aber doch einen ziemlich modernen Autobahnrasthof, der gleich (ich habe als Dienst-Ladekarte eine von EnBW) einen Hypercharger eben von EnBW beherbergte. Beste Bedingungen also. Trotzdem klappte der erste Versuch nicht und ich nahm gerne die freundliche Hilfestellung eines Mitladenden in Anspruch. Es war einen Kleinigkeit, aber so setzte sich eine Erfahrung fest: Unter Elektro-Mobilisten hilft man sich gerne und für ein Schwätzchen ist immer Zeit (Ausnahmen dann in einer späteren Episode).

Technisch lief aber alles sehr glatt. Nach dem Anstecken ein nettes Tässchen Kaffee am Rasthof (zugegeben ein großes Tässchen) dann einmal das WC inspiziert und eine kleine Fotosession. Dann ging es auch schon weiter. Mit 80% SoC (State of Charge, der neuen Währung unter den E-Mobilisten).

Und wieder auf die Piste. Ich habe mich schon auf der ersten Fahrt daran gewöhnt, den ACC-Modus (hat nichts mit Husten zu tun und ist auch nicht von Ratiopharm) zu genießen. Hält Geschwindigkeit und Abstand und passt sich sowohl dem langsameren Fahrzeug vor einem, wie auch den Restriktionen am Fahrbahnrand automatisch an. Inklusiv Stop-and-Go im Stau. Eine tolle Funktion. Mit ein paar Schönheitsfehlern. So erkennt das System manchmal Ghost-Tempolimits, also Einschränkungen, die es gar nicht oder zumindest nicht mehr gibt. Insbesondere im Bereich von ehemaligen Baustellen, in denen ein sechziger-Limit Einzug in die Navidaten erhalten hat, kann das schon mal unangenehm sein, wenn das Auto von 130 plötzlich auf 60 herunterbremst und der Hintermann nicht das gleiche Navi hat. Eine zweite Macke zeigt sich, wenn man wegen der Reichweitenangst einfach mal so das Limit unter der Richtgeschwindigkeit wählt, dann in eine Baustelle fährt und am Ende das Limit aufgehoben wird. Dann springt die Geschwindigkeit nicht auf den gewählten Level, sondern auf die Richtgeschwindigkeit zurück. Kein Drama, aber mit Luft nach oben in der Umsetzung.

Apropos rosa Elefant: Mit moderater Geschwindigkeit setzte ich meine erste Fahrt fort. Auf der A5, kurz vor dem Reiskirchener Dreieck hatte ich noch knapp 30km zu fahren und ca. 70km Restreichweite. Das reicht natürlich. Und doch fand ich mich bei einem zweiten Ladestopp an der Raststätte Reinhardshain ein, weil ich mir einfach nicht sicher war und unter keinen Umständen 300m vor der heimischen Wallbox stranden wollte. Und dann eine Ersterfahrung, die sich immer wieder mal abspielt. Neben den anmutigen aber vergleichweise teueren Ionity-Ladesäulen eine 50KW-Säule eines anderen Anbieters. Da es ja nur ein paar Sicherheits-KW sein sollten also diese (preiswertere) angesteuert. Und dann die „Geht-Nicht“ Erfahrung eingesammelt. Eine Erfahrung, die sich künftig noch so manches Mal einstellen sollte. Ein überschaubares Risko, aber eins, dass eingeplant gehört. Nach zehn Ionity-Minuten dann also auf den letzten Kilometern und ein warmes Willkommen der heimischen Wallbox, die begierig den Akku auf den Sollstand von 80% beförderte.

Was mir am Fahrzeug selbst auffiel: Es ist zwar theoretisch teurer als der Passat, ist aber wesentlich einfacher ausgestattet. Die Ablagen in den Türen sind (für Flaschen) etwas unförmig, es gibt keine Brillenablage im Dachhimmel und kein „Handschuhfach“ auf der Fahrerseite. Die Mittelkonsole ist dafür ein mehrstöckiges und geräumiges „Ding“, aber die Einteilung (obwohl veränderbar) nicht immer sinnvoll. Die USB-C-Steckdosen sind so blöd platziert, dass die Kabel schnell unbemerkt herausgezogen werden, wenn mal etwas in der Konsole platziert wird.

Richtig seltsam sind die Türgriffe. Zwar ist das Schlüssellose Einsteigen eigentlich recht komfortabel, aber die Sensortaste zum Öffnen ist scharfkantig bzw. spitz und recht gewöhnungsbedürftig. Die Schließung funktioniert auch ungewollt, wenn man sich kurz im Bereich der vorderen Türen ans Fahrzeug anlehnt.

Dass meine Heckklappe per Gasfeder öffnet, und nicht etwa elektrisch, ist meiner Neigung zum Sparen geschuldet, aber das die Fronthaube wieder auf dem Hochheben-und-Stange-Stellen-Niveau angekommen ist, ist schon eher ein peinlicher Sparzwang bei VW.

Insgesamt ist der ID4 aber ein sehr feines Fahrzeug, dass sehr souverän fährt, agil reagiert, sehr viel neues KnowHow (vor allem gegenüber den gleichaltrigen Verbrennern) umsetzt und ein guter Schritt in die Zukunft ist. Ich bin sehr froh, das Vorrecht zu haben, ein solches Gefährt als Dienstwagen fahren zu dürfen und freue mich an jedem Windrad und jedem Solarpark, wenn ich mir klarmache, dass mein Fahrzeug allein durch Sonne und Wind unterwegs sein kann.

Und beim nächsten Mal: Aprilscherze im Schnee, zickige Navi-Eigenarten und die Vorfreude auf das Update.